Ringen um mehr faire Schokolade im deutschen Handel

Diskussion auf hohem Niveau im Lutherhaus

Vertreter aus der Süßwarenindustrie, der Entwicklungshilfe und der Kirche diskutierten am 6. November unter der Leitung von Thomas Rünker (NRZ) über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten in Deutschland mehr "Faire Schokolade in die Regale" zu bekommen

Im Ziel waren sie sich überwiegend einig, die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion im Lutherhaus: es sollte mehr "zertifizierte" und "fair" gehandelte Schokolade in Deutschland geben, damit die Menschen in den Erzeugerländern besser von ihrer Arbeit als Kakaobauern leben können. Nur über den Weg dahin und die Ursachen für die Schwierigkeiten, waren die Teilnehmer uneins. Wer die Entwicklung  zu mehr fairer und zertifizierter Schokolade gerade fördere oder bremse - der Weltmarkt, der Verbraucher, der Einzelhandel, der Süßwarenkonzern oder der Großhändler - das wurde unterschiedlich beurteilt.Teilnehmer der Podiumsdiskussion (D. Hofmann, T. Pape, T. Rünker, Dr. E. Krain, F. Hütz-Adams)Teilnehmer der Podiumsdiskussion (D. Hofmann, T. Pape, T. Rünker, Dr. E. Krain, F. Hütz-Adams)

Auf jeden Fall erntete die Initiative des Kirchenkreises bei den über 80 Besuchern - überwiegend kundige, engagierte junge und ältere Mitstreiter in Sachen Fairer Handel und Eine-Welt-Arbeit - großen Beifall.

Thomas Rünker von der NRZ gelang es als Moderator, die nicht immer leicht verdaulichen Sachverhalte in Sachen Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik sowie Fairer Handel am Beispiel der Schokolade den Podiumsteilnehmern so zu entlocken, dass sie nachvollziehbar wurden.Moderator des Abends war Thomas Rünker (NRZ)Moderator des Abends war Thomas Rünker (NRZ)

Er lobte den Kirchenkreis, dass er gerade das Problem des Welthandels mit der Schokolade zum Thema gemacht habe. Denn hier könnte es gelingen, mit dem bei Deutschen besonders beliebten Produkt (11kg im Jahr verbraucht der Deutsche im Jahr und liegt damit hinter England und der Schweiz auf den 3. Platz in der Welt im Pro-Kopf-Verbrauch) Sensibilität für das Anliegen nach mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Es wurden aber auch Probleme angesprochen, die in Deutschland lägen.

Thomas Pape als Vertreter des Bundesverbands der Süßwarenindustrie verwies darauf, dass man auf die Weltmarktpreise keinen Einfluss habe und dass die Deutschen billigen Kakao aus der Elfenbeinküste bevorzugen würden. Dieses Land wiederum haben mit internen Problemen wie einer schlechten Infrastruktur als Folge früherer Bürgerkriege zu kämpfen, was die Lage der Kleinbauern bedrohe- Diese wiederum seien geneigt wegen ihrer geringen Erlöse, möglichst billige Hilfskräfte zu beschäftigen. So erkläre es sich, dass gerade in der Elfenbeinküste  die Gefahr illegaler Kinderarbeit bestehe.Schüler aus Düsseldorf erläutern ihr ProjektSchüler aus Düsseldorf erläutern ihr Projekt

Dr. Eberhard Krain von der Gesellschaft für innere Zusammenarbeit (GIZ) lobte die neue Initiative in Deutschland, die sich für eine nachhaltige Kakaoproduktion einsetze. Auch gebe es mittlerweile drei sehr gute zertifizierte Labels für faire Schokolade (Rainforest Alliance, UTZ und Transfair).

Friedel Hütz-Adams (Institut Südwind, Siegburg) kritisierte das "Schwarze-Peter-Spiel" der Beteiligten an der Wertschöpfungskette. Wenn sich alle einig wären, könnte viel mehr für die Bedingungen in den Erzeugerländern erreicht werden.

Pfarrer Dieter Hofmann brachte das Gebot "Du sollst nicht stehlen" in die Debatte und forderte damit eine ethisch begründete Form des Handels und des Konsums.In der Pause gab es faire Produkte des Esperanza Ladens Wesel zu kaufenIn der Pause gab es faire Produkte des Esperanza Ladens Wesel zu kaufen

Im Rahmen des Abendes stellten auch Schüler aus Düsseldorf zwei Beispiele für ihre Kampagnen vor - auch die Jugendgruppe der Eine-Welt-Arbeit aus Wesel war engagiert dabei.

Insgesamt war die Veranstaltung ein gelungener Abend im Rahmen der Kakaokampagne des Kirchenkreises.

S.auch Beitrag von Gaby Schultze (NRZ) http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-wesel-hamminkeln-und-schermbeck/wer-traegt-die-verantwortung-id7269875.html