Witz und Musik statt erhobener Zeigefinger

Durch gleich mehrere Jahrtausende führte die „jüdische Zeitreise“ mit Dany Bober am Sonntagnachmittag. Pfarrer Joppien begrüßte den jüdischen Künstler aus Frankfurt am Main nach 29 Jahren erneut in der evangelischen Kirche in Drevenack.

Dany  BoberDany Bober Das vergangene Wochenende stand im Zeichen der Novemberpogrome 1938, und so machten viele der vorgetragenen Lieder nachdenklich. Bobers musikalisches Programm aus jiddischen Volksweisen, Auswandererliedern und selbstvertonten Psalmen schlug aber ebenso hoffnungsvolle Töne an.
Gespickt waren die anderthalb Stunden mit humorvollen Anekdoten und Gedichten. Denn „Witz ist eine wichtige Überlebensstrategie“, sagte Bober. Dem 64jährigen geht es nicht darum, mit einem erhobenen Zeigefinger durch Deutschland zu reisen. „Das Ernste muss man bei mir zuweilen auch zwischen den Zeilen lesen“, sagte er.
Zu seinen vielen Anekdoten inspirierte ihn nicht zuletzt eine Kiste voller Schriftstücke des verstorbenen Vaters, die Bober vor einigen Jahren übergeben wurde. Dazu gehören die sogenannten Flüsterwitze, die Freunde im Jahr 1942 aus Deutschland heraus versandten.
Dany Bober zitiert zu diesem Thema gerne den Religionsphilosophen Martin Buber: „Humor ohne Gläubigkeit führt zu Zynismus, aber Gläubigkeit ohne Humor führt zu Engstirnigkeit“.
So durchstreifte der Künstler zu den Tönen seiner Gitarre die ihm wichtig erscheinenden Etappen jüdischer Geschichte - beginnend mit König David vor über 2000 Jahren bis hin zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Einige seiner Lieder mit deutschen, englischen, jiddischen und hebräischen Texten lockten das Publikum dabei sogar zum Mitsingen.
Von Merlin van Rissenbeck