Viele Herausforderungen für die neue Jugendreferentin

Michaela Leyendecker äußert sich anlässlich ihres Dienstbeginns zur Zukunft der evangelischen Jugendarbeit im Kirchenkreis Wesel

Seit dem 1. April ist Michaela Leyendecker (45) die neue Jugendreferentin im Kirchenkreis Wesel. Sie war zuvor jahrelang als Sozialarbeiterin und Jugendleiterin in Oberhausen tätig.

Michaela Leyendecker ist wie die Verwaltungsleiterin Rita Werner ein neues Gesicht im Kirchenkreis Wesel.Sie ist diplomierte Sozialarbeiterin/Gemeindepädagogin und hat im Fernstudium zusätzlich einen Master in Erwachsenenbildung erworben.

Privat ist sie gern mobil - ob auf dem Fahrrad, dem Segelboot, auf der Skipiste oder im Wohnmobil. Sie wohnt in Duisburg und hat sich vorgenommen im Sommer mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren. Albrecht Holthuis hat mit ihr ein Interview  zu Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf Ihre Tätigkeit geführt. Sie freut sich übrigens sehr auf Besuch im Jugendreferat, das sich im Lutherhaus befindet.

Was sind aus Ihrer Sicht die typischen Merkmale der  „jungen Generation“, also der Kinder und Jugendlichen, heutzutage?

Ich finde unsere Jugend ist optimistisch, engagiert und kreativ. In den Kindern und Jugendlichen stecken so viele Kompetenzen. Es lohnt sich genau hinzusehen, denn manches entdecken wir erst beim zweiten Blick.Leider haben junge Menschen immer weniger Zeit, immer weniger Freizeit. Die Ganztagsschule, G8, Vereine, etc. lassen nur wenig Raum für Informelles oder Engagement in unserer Jugendarbeit. Schade eigentlich, denn Fußball, „einfach so-ohne Verein“ macht doch auch mal Spaß, oder?

Welche Chancen und Möglichkeiten bietet die Evangelische Kirche den Kindern und Jugendlichen?

Kinder und Jugendliche können bei uns viel mitnehmen, viel erleben, aber auch gestalten und mitbestimmen.

Mitnehmen, aktiv werden und Erfahrungen sammeln in Projekten zu ganz unterschiedlichen Themen, wie bzw. dem fairen Handel, Aktionen gegen Rechtsextremismus, in der Mädchen- oder Jungenarbeit, in der Kinderkirche oder in unserer offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Viel erleben: auf Freizeiten, bei Ferienangeboten, auf Schulungen, bei erlebnispädagogischen Angeboten, in Jugendgottesdiensten, beim Kirchentag, auf dem Jugendcamp etc.

Mitgestalten und mit bestimmen ist möglich und gewünscht in evangelischer Kirche. Als Ehrenamtliche leiten junge Menschen Kindergruppen, als TeamerInnen übernehmen sie Verantwortung auf Ferienfreizeiten oder als Konfihelfer arbeiten sie auf einer Augenhöhe mit Pfarrerinnen und Pfarrern zusammen. Das sind nur Beispiele und es geht viel mehr. Ich finde es selbstverständlich, dass Jugendliche Mitglieder im Jugendausschuss sind und sehr wünschenswert, dass  junge Erwachsene ins Presbyterium gewählt werden.

Was ist typisch „evangelisch“ an der Kinder und Jugendarbeit in unserer Kirche?

Wir schließen niemanden aus, grenzen uns nicht ab. Egal welcherHerkunft, welcher Religion, welchen Geschlechts, egal ob mit Handicap oder nicht. Jede und Jeder ist bei uns willkommen. Es gibt aber auch die Möglichkeit Glaubenserfahrungen zu machen,nicht unbedingt nur im Gottesdienst. Vielleicht bei der Churchnight, auf dem Jugendcamp, dem Kirchentag oder auf der Konfifreizeit… Typisch „Evangelisch“ ist für mich auch, dass wir ein offenes Ohr haben, für Kritik, Ängste und Zweifel ...

Welche Aufgaben werden in den kommenden Jahren im Jugendreferat besonders wichtig sein?

Ein qualifiziertes, qualifizierendes Schulungsangebot für alle Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit auf die Beine stellen; das ist jetzt erst mal dran. Außerdem steht der nächste Kirchentag vor der Tür, Stuttgart 2015. Hier mussviel geplant und organisiert werden. Diese traditionelle Aufgabe des Jugendreferates übernehme ich gerne. Ich möchte die Jugendarbeit als Beruf mehr in die Öffentlichkeit bringen und die pädagogischen Fachkräfte in den Gemeinden begleiten und vertreten, denn zu einem zukunftsfähigen Kirchenkreis gehört der Dienst an Kindern und Jugendlichen, durch qualifizierte MitarbeiterInnen.

Auf meiner persönlichen to do Liste übrigens steht ein kreiskirchlicher Jugendgottesdienst, vielleicht nicht nur auf meiner;-). Wer macht mit?

In manchen Gemeinden, gibt es keine hauptamtlichen Pädagogen in der Kinder- und Jugendarbeit.Dort hin möchte ich Kontakte intensivieren, denn hier ist die Weitergabe von Informationen besonders wichtig. Das Jugendreferat kann wichtige Netzwerkstelle sein.

Ich bin auch sehr gespannt welches Profil, der synodale Jugendausschuss entwickelt, denn dieser Ausschuss ist der maßgebliche für die Ev. Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis Wesel.

Wie gestaltet sich ihre Arbeit im Zusammenklang mit den Kirchengemeinden vor Ort, den Gremien und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern?

Wir starten ja gerade erst und das Schöne ist: wir starten gemeinsam! Die Fachfrauen und Männer arbeiten ja in den Gemeinden, den Jugendhäusern vor Ort. Zurzeit reise ich viel rum und sie haben mich alle wirklich herzlich willkommen geheißen. Ich höre auf die Erfahrung langjähriger MitarbeiterInnen und lass mich von den Ideen ganz junger PädagogInnen anstecken.

Wie schon gesagt, mir ist es aber auch wichtig, dort zu unterstützen, wo es keine hauptamtliche Mitarbeit mehr gibt. Ich bin auch schon sehr gespannt auf die Ehrenamtlichen im Kirchenkreis Wesel.

Gremienarbeit ist für mich übrigens kein Neuland, aber ich muss mich noch ein wenig in der Stadt und den Landkreisen zurecht finden. Die JugendleiterInnenvor Ort und die synodale Jugendpfarrerin unterstützen mich dabei einfach vorbildlich.

Was treibt sie in Ihrer Arbeit an?

Das sind die jungen Menschen mit ihren Ideen und ihrer Spontanität, von denen lasse ich mich nur zu gerne anstecken.

Wie hat sich die Jugendarbeit in den letzten Jahren verändert und was steht in der Zukunft an?

Die Jugendlichen halten sich viel mehr in virtuellen Welten auf. Dies wird die offene Jugendarbeit und unsere Angebote stark verändern, denn wir sollten auch dort erreichbar und aktiv sein.

Aufsuchende Arbeit gewinnt auch immer mehr an Bedeutung. Wir müssen dorthin, wo die Jugendlichen sind. Nicht immer sind das unsere Jugendhäuser, aber die Einrichtungen und unsere MitarbeiterInnen sind immer Ankerpunkte.

Leider geht es aber nicht immer gerecht zu, nicht alle Jugendlichen haben dieselben Voraussetzungen und Möglichkeiten. Hier ist viel zu tun, um Benachteiligungen abzubauen, Chancen zu ermöglichen, auch zweite und dritte.

Welche Wünsche haben Sie für Ihre neue Arbeit?

Ich hoffe hier in Wesel (einige) Akzente in der Kinder- und Jugendarbeit setzen zu können. Davon abgesehen, muss hauptamtliche Evangelische Kinder- und Jugendarbeit  finanzierbar bleiben. Außerdem wünsche mir ein gutes Arbeitsumfeld. Deshalb sind mir neben der Fachkompetenz, die Transparenz, Offenheit und Menschlichkeit sehr wichtig.