Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit in den Gemeinden des Kirchenkreises? Was wird aus dem Lutherhaus?

Fragen, die von der Sommersynode in Dingden in die Zukunft der Kirchenkreisarbeit weisen

Albrecht Holthuis analysiert die derzeitigen Entwicklungstendenzen im Kirchenkreis

Die Sommersynode des Kirchenkreises Wesel am 13. Juni im Klausenhof in Dingden liegt jetzt einige Wochen zurück. Sie war ein kleiner Schritt in der seit Jahren beschrittenen Richtung: Der Kirchenkreis wird immer mehr zum Motor für das Miteinander der Gemeinden im Kirchenkreis. Aus der Not, dass in absehbarer Zukunft manche Gemeinden sich nicht mehr selbstständig in allen Bereichen aufstellen können, ist eine Tugend geworden. Man schließt sich zusammen, um die Aufgaben effizienter und kostengünstiger bewerkstelligen zu können. Der Kirchenkreis hatte hier schon vor einigen Jahren die ersten Anstöße dazu gegeben.

Jüngstes Beispiel: Die "Region Mitte". Die ursprüngliche Vorform eines Zusammenschlusses der Gemeinden von Hamminkeln-Blumenkamp, Brünen, Wertherbruch und Ringenberg-Dingden bekommt in absehbarer Zeit eine klare Struktur einer Gesamtgemeinde. Wie es aus Medienberichtenhttp://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/issel-als-einendes-kirchliches-band-aid-1.4333522 heißt, ist nun auch der Name der neuen Gemeinde ("Evangelische Kirchengemeinde an der Issel") schon fast beschlossene Sache. Nach den Sommerferien wird es der Strukturausschuss endgültig entscheiden. Die Satzung für die neue Kirchengemeinde, die Anfang 2015 gegründet wird, ist jedenfalls abgeschlossen. Offen seien aber noch  Details wie zum Beispiel der Ort fürs zentrale Gemeindebüro. In der neuen Gesamtkirchengemeinde wird dann vor allem gemeinsam über die Finanzen, das Personal und die Kinder- und Jugendarbeit entschieden. Dinge, die die Identität der Gemeinden vor Ort betreffen, sollen weiterhin vor Ort entschieden werden.

Damit ist dort eine Entwicklung fortgesetzt worden, die auch für die gesamte Personalplanung im Kirchenkreis zukünftig gilt. Es gibt ein Mix in der Frage der Struktur der Arbeitsfelder für das kirchliche Personal. Hier und da trägt der Kirchenkreis allein ein Arbeitsfeld, an anderer Stelle wird ein "regionaler Kooperationsraum" geschaffen. Das können dann mehrere Gemeinde oder eine Gesamtkirchengemeinde sein. Mit anderen Worten: Es wird immer häufiger so sein, dass ein Kirchenmusiker, Jugendleiter oder Küster für mehrere Gemeinden gleichzeitig zuständig ist. In den nächsten Monaten wird in einem kreiskirchlichen Ausschuss an die Realisierung eines kreiskirchlichen Personalkonzepts gearbeitet. Man darf gespannt sein.

Ein neues gewaltiges Vorhaben kam auf der Sommersynode schon einmal in den Blick: die Frage nach der Sanierung des Verwaltungsgebäudes (neues Lutherhaus) in der Weseler Innenstadt. Hier erwartet den Kirchenkreis in gewisser Hinsicht eine Herkulesaufgabe. Das Gebäude in nächster Nachbarschaft zum alten Lutherhaus mit seinem prächtigen Luthersaal, bietet inzwischen reichlich Anlass zu Sorgenfalten. Es ist vielfach marode, alles andere als energieeffizient und inzwischen auch zu klein. Der Betonbau aus den 70er Jahren (ursprünglich als wegweisendes Bauprojekt gesehen!) beheimatet zum größten Teil verschiedene Diensträume für das Diakonische Werk, dann für die Verwaltung des Kirchenkreises und schließlich in kleinen Teilen auch für die Gemeindearbeit der Kirchengemeinde Wesel. Er befindet sich im Besitz der Kirchengemeinde Wesel und wird vom Kirchenkreis Wesel angemietet. In den nächsten Jahren muss eine Lösung her: Umbau oder Neubau?. Abriss oder Verkauf? Alle Optionen sind zunächst auf dem Tisch. Im Kirchenkreis wird sich eine Arbeitsgruppe damit beschäftigen - gleichzeitig wird auch die Kirchengemeinde Wesel intern beraten müssen.

Kontraste: links das "neue" Lutherhaus, rechts das "alte" Lutherhaus

Auf jeden Fall wird es viel Mühe kosten, diese Maßnahme zu einem guten Ende zu bringen - einerseits wegen der aufzubringenden Finanzmittel (man spricht schon auf den Fluren von einem Millionen-Projekt), andererseits weil es gelingen muss, möglichst alle - Gemeinden wie Mitarbeiter und auch die interessierten Gemeindeglieder vor Ort - davon zu überzeugen, das hierfür "Opfer" zu bringen sind. Dieses Großprojekt wird sicher auch die Frage aufwerfen, wie die begrenzten Finanzmittel dann neu zu verteilen sind.