Von einem Chor, der nicht singt und dennoch beeindruckt

Konfirmandenreporter aus Wesel besuchten einen Gehörlosengottesdienst in der Gnadenkirche

Die Konfirmanden an der Kirche am Lauerhaas absolvieren zur Zeit ein Praktikum. Einige von ihnen waren als Konfirmandenreporter unterwegs, um interessante Einblicke in die Gemeindearbeit zu bekommen.

Amelie Holthuis besuchte gemeinsam mit Johanna Brinks einen Gottesdienst in der Gnadenkirche für gehörlose Menschen.Sie schreiben:

"Das Gedenken an die Toten war das Thema des Gottesdienstes für gehörlose Menschen, den wir am 15.November in der Gnadenkirche in Wesel besuchten. Auf den ersten Blick schien es ein normaler Gottesdienst zu sein, aber wenn man genau hinsah und hinhörte, war vieles ganz anders. Die Pastoren - es waren ein evangelischer und ein katholischer dort - benutzen eine Zeichensprache oder Gebärdensprache. Sie zeigen mit Gesten und mit ihrem Gesichtsausdruck, was sie gleichzeitig auch sagen. Macht man die Augen zu, hören sich die Sätze für uns Hörende etwas komisch an. Aus "Lass uns in den Wald gehen" wird dann "lass uns gehen in Wald" usw. Aber für die Gehörlose sind ja die Zeichen besonders wichtig. Zu jedem Ausdruck gibt es eine entsprechende Handbewegung. Besonders eindrücklich ist der kleine Gebärdenchor gewesen. Erwartet man, das ein Chor normalerweise singt, so ist es interessant, wie die Chormitglieder statt zu singen gleichzeitig Gebärden und Zeichen machen.

Einige Zeichen, wie das Zeichen für "Gott" (drei Finger zeigen) haben wir schnell verstanden, vieles andere natürlich nicht. Der evangelische Pastor, Dr. Norbert Ittmann, sagte uns, dass man die Sprache auch als Hörender nach einem halben Jahr intensiven Training gut dolmetschen könne. Und so ist es auch gut möglich sich miteinander zu unterhalten. Viele Gehörlose können auch vom Mund ablesen und gleichzeitig sprechen, auch wenn sich das etwas anders manchmal anhört. Es waren über 30 Gehörlose aus Wesel, Dinslaken und Umgebung im Gottesdienst. Besonders interesant war es, wenn man bekannte Worte wie das Vaterunser in Gesten von der Gemeinde erleben konnte. Auch fiel uns auf, dass sich viele zwischendurch im Gottesdienst verständigten - ganz leise mit ihren Zeichen."