Gegen das Vergessen

Ein Besuch der ehemaligen NS Ordensburg Vogelsang

Damit Jugendlichen bewusst wird, wie im Nationalsozialismus junge Menschen manipuliert und zu Verbrechern und Mördern ausgebildet wurden, haben wir diesen dunklen Ort der Geschichte besucht.

Als Pädagog*innen der Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis fühlen wir uns verpflichtet, jeglichem Auftreten von Rechtsextremismus und Rassismus entgegen zu treten. Immer wieder werden wir aktiv mit Aktionen, Exkursionen und Bildungsveranstaltungen, um an den millionenfachen Mord an der jüdischen Bevölkerung, an Andersdenkenden, Kranken, Homosexuellen und den Roma zu erinnern. Aus diesem Grund führte uns der Weg in den Herbstferien nach Schleiden in die Eifel, zu der ehemaligen NS Ordensburg Vogelsang. Mit 17 Teilnehmenden aus vielen Gemeinden unseres Kirchenkreises besuchten wir diesen dunklen historischen Ort. Alleine die Ausmaße der ehemaligen Kaderschmiede der Nazis, führte uns sofort den Irrsinn des Systems deutlich vor Augen. Riesig und imposant auf den Hügeln der Eifel steht diese Burg, in der bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges bis zu 3.000 Männer einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen wurden. In einer interessanten Führung erfuhren wir, wie die jungen Menschen gedrillt und geschult wurden, um sich wie starke, kämpferische und siegreiche „Herrenmenschen“ zu fühlen und so zu handeln. Sport, Rassenlehre und dumpfes Einüben von nationalistischen Parolen, waren die Schwerpunkte der dreijährigen Ausbildung.

„Ich wäre hier niemals aufgenommen worden, allein weil ich Brillenträger bin“, merkte Dominic Wagner. Aber deutlich wurde auch, dass Intelligenz und Individualität hier nicht von Bedeutung waren - es zählte nur Stärke, Sportlichkeit und „reinrassiges Deutschsein“. Gina D. schüttelt den Kopf „einfach unglaublich, dass sich die Menschen so hinters Licht führen ließen“. Nachdem wir zahlreiche Gebäude, das Schwimmbad, die Schlafräume und das Gelände besichtigt hatten, stand noch die Ausstellung an. Erst vor zwei Jahren ist sie eröffnet worden. Beim Rundgang wurde anschaulich erklärt, wie es eigentlich so weit kommen konnte, dass sich ein ganzes Volk manipulieren ließ, mitgemacht und bei zahlreichen Verbrechengegen die Menschheit einfach weggeschaut hat. Nachdenklich sind wir nach Hause gefahren - und haben im Bus weiterdiskutiert. Wie sieht es eigentlich bei uns aus? Besteht die Gefahr, dass die Vergangenheit uns einholt? Wird Rechtsextremismus wieder salonfähig. Aber wir waren uns auch einig: in unserem Kirchenkreis, in unseren Gemeinden und in unserer Jugendarbeit ist weder Platz für Rassismus, noch für Rechtsextremismus. Wir bleiben dran.