Über Gastfreundschaft, Glauben und Armut in Namibia

Anja Neuhaus beschreibt, was die Mitglieder des Projektchores auf ihrer Reise im August erlebten

In diesen Tagen ist eine 22-köpfige Gruppe aus dem Kirchenkreis Wesel wieder zurück aus Namibia: Ein Bericht über Gastfreundschaft, christlichem Glauben, Blechhüttendörfer und großer Armut

Am 15.08.2015 ging es für den  Projektchor Namibia nun endlich los. Alle 22 Mitreisenden waren sehr gespannt auf das, was uns im Kirchenkreis Otjiwarongo erwartete.

Die erste Nacht verbrachten wir in Windhoek und wurden am nächten Morgen von Liza Gaingos, Tochter des Pfarrers Bartholomäus Gaingob, zu einer kleinen Tour durch die Hauptstadt abgeholt. Gleich am Mittag ging es zu unserer ersten Station:

OMARURU, der Partnergemeinde von Brünen. Nach einem kurzen Bummel durch den Ort und einer sehr interessanten Führung durch das kleine Museum dort, fuhren wir , wie verabredete, zur ELCRN Kirche. Dort trafen wir auf den Frauenkreis und einem Ältesten, der uns dann erklärte, dass man erst am nächsten Tag mit uns gerechnet hatte. Dies bedeutete, dass für diejenigen, welche keine Lodgeübernachtung gebucht hatten, nun keine Übernachtungsmöglichkeit in Privatquartieren vorhanden war. Großes Problem ? Nein, wir waren ja in Namibia. Zunächst wurden wir trotzdem mit Musik und Tanz willkommen geheißen, dann wurde schnell einen Unterkunftsmöglichkeit mit Hilfe der Ältesten gesucht und gefunden.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Kalkfeld, einer abseits gelegenen Gemeinde, die auch zum Kirchenkreis Otjiwarongo gehört. Dort leben viele Alte, Kranke und Kinder unter sehr einfachen Verhältnissen. Es gibt eine Schule, einen Lebensmittelladen, einen Fußballplatz, eine kleine Kirche, viel Staub und Geröll und … Salfine. Salfine ist die Diakonieschwester dort, die zusammen mit ihrer Tochter und drei weiteren Frauen sich um knapp 380 der ärmsten Erwachsenen und Kinder dort kümmert. Sie kocht unter unvorstellbaren Verhältnissen jeden zweiten Tag für die Menschen, versucht immer wieder Medikamente zu bekommen und pflegt die Alten und Kranken und spendet Hoffnung für die Kinder. Ihre Tochter und Salfine selbst haben uns sehr schwer beeindruckt, viele von uns waren sprachlos und auch ein wenig hilflos. Aber auch Salfine war sehr glücklich, dass wir sie nicht vergessen hatten. Ihr tiefer unerschütterlicher Glaube hilft ihr jeden Tag zu überstehen und weiter voran zu gehen.

Wir waren nun wirklich im Namibia unserer Partnerschaftsgemeinden angekommen.

Zurück in Omaruru feierten wir gemeinsam mit den Chören der Gemeinde in der Kirche. Es wurde getanzt, gelacht, gesungen und gebetet. Nun waren auch die Privatquartiere vorbereitet und unsere erste Nacht in der „Location“ stand uns bevor. Was dieser Begriff genau bedeutet, haben wir in den nächsten Tagen gelernt.

Die Location ist das Wohngebiet der Schwarzen. Es sind häufig sehr einfache Häuser mit zwei oder drei Räumen, einer kleinen Küche und einem Bad. Es ist sehr unterschiedlich wie viele Menschen auf diesen vielleicht 50 qm leben. Bei meiner ersten Übernachtung waren es drei Erwachsene, fünf Kinder, ein Baby und sechs Hunde. Es gab zwei Schlafzimmer , wovon wir eins bekamen. Das Bad war vorhanden, aber es fehlte das Wasser.... dies war typisch und alle mussten sich daran zunächst einmal gewöhnen.

Die Menschen rückten in jeder Gemeinde zusammen und taten alles in ihrer Macht stehende, um es uns angenehm zu machen. Viele von uns bekamen auch am Morgen eine Tasse Tee oder Kaffee und manche auch einen Toast, aber alle wurden herzlich aufgenommen .

In den Gemeinden Omaruru, Otjiwarongo und Outjo waren wir insgesamt fünf Nächte privat untergebracht. Die „Qualität“ der Unterkünfte war sehr unterschiedlich, aber die Freude an der Begegnung und die uns entgegengebrachte Herzlichkeit war in allen Gemeinden gleich. Wir sind alle sehr dankbar für diese Erfahrung.

Neben der Location gibt es in den Gemeinden noch die sogenannten „ „Blechhüttendörfer“ und die „dunkel hooks“. Diese wurden uns in Khorixas und Outjo sehr eindrucksvoll erklärt und wir hatten die Möglichkeit sie zu besichtigen.

Die Menschen flüchten aufgrund der Arbeitslosigkeit vom Land in die Stadt und siedeln sich dort am Rand der Stadt an. Die Menschen haben rein gar nichts und versuchen dann, sich aus Blech, Steinen und Holz eine Unterkunft zu bauen. Die Gemeinden helfen, diese Orte mit dem nötigsten wie Strom und Wasser zu versorgen. Doch dies gestaltet sich sehr schwierig. In Outjo z. B hat man Wasserspenden installiert, an denen man sich für kleines Geld mit einem Chip, auf dem Geld geladen werden muss, Wasser holen kann. Die Wege zu den Spendern sind für manche sehr weit und selbst der geringe Beitrag für das Wasser ist nicht aufzubringen. In diesem Fall können die Menschen kleine Beträge beim Pfarrer erbitten. Das Engagement von Pfarrer Partick Jooste imponierte uns sehr. In „dunkel hook“ gab es all das nicht. Hier lebten die Menschen von der Hand in den Mund ohne Wasser und Strom. Der einzige Lichtblick war der Kindergarten, welcher von der Kolpingfamilie aus Bocholt dort betrieben wird. Ein sehr unwirtlicher Ort, an dem wir uns mit unseren Kameras und vollen Rücksäcken ein wenig schämten und sehr demütig angesichts unserer eigenen Situation wurden.

Neben der Location und den Blechhüttendörfern hatten wir noch die Möglichkeit zwei Hostels zu besichtigen. Zum einen waren wir in Fransfontain, derm ersten Einsatzort von Jenny Trapp, ein junges Mädchen aus Wesel, die dort einen Freiwilligendienst ableisten möchte.Das Hostel liegt ca. 45 Minuten von Khorixas entfernt und ist in einem sehr renovierungsbedürftigen Zustand. Die Toiletten waren teilweise nicht funktionsfähig und die Gebäude sehr mitgenommen. Schwester Sarah kümmert sich u.a. um die Hostelkinder, die zur Zeit Urlaub hatten. Wir sind sehr gespannt auf einen genaueren Bericht von Jenny.

Das zweite Hostel war in Otjiwarongo, einem weiteren Einsatzort von Jenny. Diese Einrichtung war in einem baulich deutlich besserem Zustand, aber auch hier wurden die Bedürfnisse bei einem zweiten Blick klar deutlich: Kaputte und durchgelegene Matratzen, eine Waschmaschine für über 100 Kinder, keine Schränke, viel zu wenig Kleidung und Schuhe und ein neuer hoher Zaun zur Sicherheit vor Übergriffen auf die Kinder. Das Hostel wird von Adelheid geführt, einer sehr engagierten und couragierten  Gemeindeschwester. Zur Zeit erhält sie bis Oktober Unterstützung von Lea Lindmaier,  die auch für drei Monate über den Kirchenkreis Tecklenburg in Otjiwarongo arbeitet. Danach wird Jenny ihre Aufgabe übernehmen.

 

All diese Erfahrungen waren sehr wichtig für unsere Reise und wir sind sehr dankbar, dass uns immer wieder Menschen dorthin geführt haben und wir das „wahre“ Leben in den Gemeinden sehen durften. Viele tolle, engagierte und beeindruckende Menschen haben wir kennengelernt.

Wer gerne mehr hören und sehen möchte ist herzlich eingeladen zu einem Vortrag mit Fotos und Videos am 20.10.2015 um 19.30 Uhr im Haus am Dom. Der Eintritt ist frei

 
Kinder in Kalkfeld Omaruru: Singen und Tanzen in der Kirche   In der Kirche in Fransfontein
 
Fahrt auf staubigen Straßen Ausflug nach Etoscha   Häufige Begleiter