Starke Frauen in Namibia

Kurzporträt über eine Frauengruppe in Walvis Bay und Frauen, die anpacken und für ihre Werte einstehen.

Namibia ist in vielen Regionen geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Die Stellung der Frauen innerhalb dieser Gesellschaft ist differenziert zu betrachten. In der Zeit vor der Unabhängigkeit war die Rolle der Frau klar defininiert : Haushalt, Kinder und Familie. Doch dies gilt nicht mehr uneingeschränkt.

Auf unserer Reise durch Namibia im Mai 2017 sind wir immer wieder auf starke, engagierte und selbstlose Frauen getroffen. Diese Frauen leben häufig allein mit ihren Kindern und ziehen eine unglaubliche Kraft aus ihrem tief verwurzelten Glauben. Trotz ihrer eigenen schwierigen Situation engagieren sie sich oft für die Schwächsten der Gesellschaft: Kinder, Kranke, Alte, hilflose Frauen.

Ich möchte hier exemplarisch für viele Frauen in Namibia einige dieser beeindruckenden Frauen vorstellen.

Alle Angaben,die ich über diese Frauen mache, sind urheberrechtlich geschützt. Zur Veröffentlichung auf dieser Homepage liegt mir ein Einverständis der Personen vor.

1.) Frauenprojekt in Walvis Bay: AITSAMA KHÂIBASEN
                                                   WOMEN’S CHARITY Group

                   


Diese Gruppe wurde 2013 gegründet und der Name bedeutet: Selbständigkeit.

Genau dieses ist das Ziel dieser Gruppe. Frauen sollen in die Lage versetzt werden, durch gezieltes Training selbstständig und vor allem selbstbestimmend ihren Alltag zu meistern. Die meisten Mitglieder dieser Gruppe sind alleinerziehende Mütter, teilweise ohne eigenes Einkommen.

Ziel ist es, den Frauen in der Gruppe und in den Gemeinden die eigenen Stärken bewusst zu machen, ihnen Mut zu machen diese zu nutzen und sich vor allem gegen Gewalt innerhalb und außerhalb einer Beziehung zur Wehr setzen zu können.

Es werden Schulungen und Informationsabende angeboten. Themen sind u.a: " Stellung der Frau in der Gesellschaft " sowie  " Wert und Einzigartigkeit der Frau" .

Im Hinblick auf die Problematik  " Passion Killings" Mord aus Leidenschaft wurden Abende mit der Polizei, Vertretern der Kirche und Vetretern der Justiz angeboten.

Auf der anderen Seite wurden aber auch " Vater -und Sohn Abende" angeboten. Die Rolle des Mannes in Namibia ist bei der Problematik der Gewalt gegen Frauen ein wichtiger Aspekt. Bereits in der Erziehung und der Vermittlung des männlichen Selbstbildes werden Grundlagen gelegt.

Neben diesen und vielen anderen Veranstaltungen und Projekten ist eine wesentliche Aufgaben der Gruppe der Punkt " Helping Hands" .Die Frauen dieser Gruppe unterstützen im Rahmen ihrer Arbeit die Alten in ihren Gemeinden und gefährdete Kinder. So werden Kleider-und Essensspenden organisiert und versucht den Jugendlichen Hoffnung und Selbstvertrauen in ihre eigene Persönlichkeit und Stärken zu geben.

Die Gruppe wurde zwei Jahre lang vom Solidaritätsfonds unterstützt und arbeitet rein auf Spendenbasis.

Aktuell ist Frau Juringa Naris Leiterin dieser Gruppe.

                         

Sie ist 35 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von vier Kindern . In einem persönlichen Gespräch erklärte Juringa mir, dass für sie ihre Kinder Motor und Ansporn sind. Für die Zukunft ihrer Kinder ist sie bereit oft über ihre Kraft hinaus zu gehen. Auch wenn es machmal sehr schwer ist und sie im Leben viele Rückschläge erlitten hat, steckt sie voller Tatendrang und einem beeindruckenden Vertrauen in das was sie tut. Ihr größter Traum ist es, als Lehrerin zu arbeiten. Das Gespräch mit anderen und Mut zu zusprechen sind wichtiger Lebensinhalt für sie.

Der tief verwurzelte Glauben ist auch ein sehr entscheidender Bestandteil der Arbeit in dieser Gruppe.

2.) Peer Educator im Rahmen der Arbeit von ELCAP ( Anti Aids Program der evangelisch lutherischen Kirche in der Republik Namibia = ELCRN)

ELCAP wurde 2009 ins Leben gerufen.

Die Aidsrate in Namibia lag 2016 bei ca. 15 % . Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind Frauen zwischen 15-49 Jahren und Kinder unter 15 Jahren.

Ein Programm von ELCAP ist das sogenannte Chabaiva - Programm

Kernaufgabe von Chabaiva ist die Grundversorgung von Menschen, die mit Aids leben / Neuinfizierten und die Betreuung von indirekt betroffenen Angehörigen. Nur durch Aufklärungsarbeit und Stärkung des Selbstbewußtseins meist junger Frauen kann eine Reduzierung der Neuinfektionen erreicht werden.

Im Rahmen dieser Arbeit wurden landesweit Peer Educator ausgebildet , die diese Unterstützung, Beratung, Aufklärung  und Begleitung betroffener Familien übernehmen.

Eine Zusammenarbeit von Kirche und Wirtschaft war Ziel von ELCAP .Diese Peer-educator können u.a. mit Hilfe der Gondwana Collection ihre Arbeit in sieben Lodges im Land ausüben. Das bedeutet, dass Gondwana als Arbeitgeber eine Freistellung der Peer Educator ermöglicht, Krankenversicherungen anbietet und die Arbeit der Peer Educator bei begleiteten Arztbesuchen etc. unterstützt.

Die Peer Educator arbeiten auf freiwilliger Basis neben ihrerm normalen Job.

Auf unserer Reise durch Namibia haben wir drei Peer Educator kennengelernt. Eine von ihnen war Theresia Horases.

          

               

Theresia hat vier Kinder und ist 34 Jahre alt und kommt aus Outjo, einer unserer Partnergemeinden.

Sie arbeitet in einer Gondwana Lodge als " Housekeeping Supervisor" seit 7 Jahren und ist Peer Educator seit ca. 3 Jahren . Sie erzählte mir, dass die Vertrauensbasis ein Grundstein ihrer Arbeit ist. Nur wenn dem Peer Educator vertraut wird, wenden sich die betroffenen Personen an sie und sie können helfen.

Wenn Theresia z.B. Informationen über eine Person erhält, die Probleme hat, häufig krank ist oder sich zurückzieht, wendet sie sich direkt an diese Person und versucht die Ursache zusammen mit der Person zu ermitteln und Hilfe und Aufklärung anzubieten.Die Arbeit ist nicht auf die Lodges begrenzt, vielmehr arbeiten die Educator als Multiplikatoren in ihren Gemeinden und darüber hinaus.

Aids und HIV ist immer noch mit einem großem Stigma belastet und Theresia und ihre Kollegen sehen es als ihre Hauptaufgabe an dieses Stigma zu brechen und den Menschen zu verdeutlichen, dass AIDS nicht gleichbedeutend ist, dass man stirbt, sondern mit der richtigen Hilfe, Medikation und Aufklärung durchaus noch Lebensqualität entwickeln kann.

Mehr über Chabaiva findet man auf der Homepage :http://www.chabahiva.org/index.php

3.) Amanda Bouzenoune and her Sunshine Kindergarten

Amanda Bouzenoune lebt in Karibib und leitet dort einen sehr gut aufgestellten Kindergarten.

                   

Amanda hat jahrelang für die evangelische lutherische Kirche in  der Republik Namibib in verschiedenen Kindergärten und Hostels gearbeitet. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde sie auch nach Deutschland entsandt , um die Arbeit in deutschen Kindertagesstätten kennenzulernen. Auch hier in Wesel kennen die Mitglieder des Partnerschaftskomitees Amanda sehr gut. Mit ihren eigenen Erfahrungen und den Eindrücken aus Deutschland gelang es ihr einen privaten Kindergarten aus eigener Kraft und Initiative aufzuarbeiten .Auf ihrer Homepage https://sunshinekindergartenkaribib.jimdo.com schreibt sie selbst über sich :

The fact, that I am the one, who built the beautiful new town-kindergarten proves, how much power there is in me. I never give up, even when things or situations seem desperate, I usually find a way. Because as Jesus said: 'Let the children come to me' and therefore we want to bring them together and build a new world for them.

Im Kindergarten selber gibt es einen genauen Tagesablauf. Die Kinder bekommen regelmäßige Mahlzeiten und werden täglich zur Zahnhygiene angehalten und es gibt feste Zeiten zum gemeinsamen Singen und Spielen. Amanda ist sehr dankbar um die Tatsache, dass ihr Kindergarten regelmäßig durch Freiwillige unterstützt wird.

                      

Leider ist es auch hier so, dass nicht alle Familien die monatlichen Beiträge für die Versorgung der Kinder zahlen können, so dass Amanda regelmäßig gezwungen ist in Karibib und Umgebung nach Spenden zu fragen.

Auch an dieser Stelle wurde uns sehr deutlich bewußt , welche Stärke und Kraft aus dem Glauben gezogen wird. Trotz aller Widrichkeiten schließt Amanda jeden Morgen ihren Kindergarten auf und weist kein Kind, dass Hilfe braucht ab .

Amanda spricht sechs Sprachen (DamaraNama, Afrikaans, English, Herero, Deutsch und etwas Oshiwambo).

 

All diese Frauen stehen stellvertretend für viele kleine private Initiativen in Namibia. Oft werde ich nach den Gründen und Erfolgen unserer Arbeit gefragt. Ich sehe es als großen Gewinn an, diese Frauen kennenzulernen, von ihnen zu lernen und sie ,wenn möglich, ein wenig in ihrer Arbeit zu begleiten und zu unterstützen und anderen zu zeigen, was möglich ist, wenn man nur fest an etwas glaubt und daran festhält.