"Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln"

Ein Wort des Superintendenten Thomas Brödenfeld

Ein ganzes Land steht still. Wie in einem surrealen Winterschlaf erstarrt. Gerade jetzt, wo doch das neue Leben mit Macht an die Oberfläche drängt. Der Frühling mit seinen Zeichen blühenden Aufbruchs lockt nach draußen in die Gemeinschaft mit anderen. Doch diese Selbstverständlichkeit früherer Zeiten scheint nun in weite Ferne gerückt. Spontane Verabredungen und Besuche, Shopping mit Familie und Freunden, Theater und Kino, Gottesdienste und Urlaube – alles ist bis auf Weiteres nicht mehr möglich. Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem und lähmt ganze Kontinente. Als wären wir Zuschauer und Akteure zugleich in einem Science-Fiction Film, verfolgen wir die Bilder, die uns verstören. Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, die auf überfüllten Intensivstationen verzweifelt um das Leben Schwerstkranker kämpfen. Geschlossene Fabriken, verwaiste Fußgängerzonen, Menschen, die um ihre Existenz und Zukunft bangen. Innerhalb weniger Wochen ist unsere Welt von einer atemlosen Hektik in eine beispiellose Schockstarre versetzt worden. Die gerade angebrochene Karwoche kann uns helfen, die Dinge neu in den Blick zu nehmen und einzuordnen. Die Erfahrungen von Leid und Trauer gehören zu unserem Leben dazu. Aber sie trennen uns nicht von der Güte Gottes. „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“ Dieser Satz stammt von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, der vor 75 Jahren, am 9. April 1945, kurz nach Ostern, hingerichtet wurde. Bonhoeffer wusste die Welt und sein eigenes Leben in Gottes Hand geborgen. Die Botschaft des Osterfestes ließ ihn vertrauen und macht auch uns gewiss. Es wird eine Zeit nach den Einschränkungen dieser Tage geben und Leben neu aufbrechen. Diese Hoffnung wollen wir fest im Blick halten.