Im Rahmen eines Projekts im Religionsunterricht lernten 73 Schüler die Merkez-Moschee und die jüdische Synagoge in Duisburg kennen.
Eine Synagoge und eine Moschee an einem Tag in einer Stadt zu besuchen – das ist nicht an vielen Orten in Deutschland möglich, in Duisburg allerdings schon. Und diese Gelegenheit nutzten 73 Schülerinnen und Schüler der Realschule Rees am 29. November mit ihren vier Begleitpersonen Dagmar Jobst, Frank Schütte und Albrecht Holthuis als Lehrer sowie Ludger Dahmen als Pastoralreferent. Das Ziel der Exkursion waren die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh - derzeit Deutschlands größtes islamisches Gotteshaus – und die moderne Jüdische Synagoge im Duisburger Innenhafen. Sie ist das religiöse Zentrum für knapp 3000 Juden, die im Großraum Duisburg, Mülheim Niederrhein ansässig sind.
An der Synagoge wunderten sich viele Schüler zunächst über die Sicherheitsvorkehrungen, um in das Gebäude zu gelangen. Kann man eine Kirche oder selbst eine Moschee meistens unbeobachtet und unkontrolliert betreten, wenn sie geöffnet ist, so ist das bei sämtlichen Synagogen und jüdischen Gemeindezentren in Deutschland anders. 24 Stunden am Tag ist das Gebäude polizeilich bewacht, und so musste auch die Reeser Schülergruppe das Gebäude durch eine Sicherheitsschleuse betreten. Rabbi Paul Moses Strasko , gebürtiger Amerikaner, meinte bei der Einführung, dass es nach wie vor eine ständige Bedrohung für die Jüdischen Gemeinden tatsächlich gebe. Er erinnerte dabei an eine Prügelattacke gegen einen befreundeten Rabbi in Berlin. Dennoch sehe er sein Alltagsleben in Deutschland nicht allzu sehr davon belastet. Vor Eintritt in die Synagoge mussten sich die Jungen die typische Kopfbedeckung , die Kippa, aus Respekt vor dem Heiligtum aufsetzen. Als der Rabbi die Tora-Rolle aus dem Schrein präsentierte, erhoben sich alle, wie es Tradition in jüdischen Synagogen ist.
Im weiteren Verlauf beantwortete der Rabbi viele Schülerfragen, präsentierte und erklärte jüdische Kultgegenstände wie die Menora und den Chanukka-Leuchter. Auch sang er Verse aus der Tora vor, der jüdischen Bibel, wie es im Gottesdienst praktiziert wird, was fremd aber auch beeindruckend klang. Ein besonderes akustisches Erlebnis war für die Schüler zudem der Klang des Schofars, ein Widderhorn, das zu hohen Festtagen in der Synagoge erklingt.
In der Moschee bot sich ein völlig anderes Bild. Nural Ibrahim, eine junge Muslima mit Kopftuch und Tochter eines sudanesisch-deutschen Elternpaars muslimischen Glaubens, leitete dort die Führung.
Die Schüler mussten sich vor Eintritt in die Moschee die Schuhe ausziehen und genossen es sichtlich auf dem weichen und sauberen Teppich Platz zu nehmen. Der Raum selbst strahlt vor Farben und Formen und nimmt einen dadurch schon gefangen. Ornamente an Wänden und Kuppeln mit kunstvollen Kalligraphien in Blau- und Rottönen, prunkvolle Leuchter und „Möbel“ prägen das Innere der Moschee. Nural Ibrahim erklärte die Bedeutung und vor allem die Praxis des Gebets, das hier mindestens 5x am Tag stattfindet. Zum Freitagsgebet kämen immer über 1000 Menschen aus der Umgebung, vor allem Männer, denn die Frauen beteten traditionell eher zu Hause.
In der Bibliothek blieb vor allem die Gestaltung dreier Kuppeln vielen Schülern in Erinnerung: Die Moschee sei, so Ibrahim, auch gleichzeitig ein Ort der Begegnung aller drei Buchreligionen, die von den Kuppeln repräsentiert würden. Jede Kuppeln sei deshalb mit unterschiedlichen Blumenornamenten bemalt, die jeweils ans Christentum (Lilie), ans Judentum (Olivenzweig) und den Islam (Rose) erinnern sollten.