Im Fokus beim "Neujahrsempfang" des Schulreferats: Der Religionsunterricht

Muntere Diskussion im Lutherhaus mit Schulministerin Löhrmann und weiteren Experten aus dem Umfeld von Kirche und Schulen

Sie fand in ihrem eigenen Religionsunterricht die Unterschiede der Religionen interessant: Sylvia Löhrmann, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung sprach am Donnerstag beim Neujahrsempfang des Ev. Schulreferats Duisburg/Niederrhein im Weseler Lutherhaus. Vier weitere Rednerinnen und Redner hatte das Schulreferat eingeladen, sie alle schilderten aus ihrer Sicht den Beitrag des Religionsunterrichts für die Schulentwicklung.

Es wurde deutlich, Schulen arbeiten standortabhängig: Hildegard Gabler ist Schulleiterin einer Gemeinschaftsgrundschule in Duisburg, wo nun Alevitischer Religionsunterricht angeboten wird. Die große Mehrheit ihrer Schützlinge hat einen nichtchristlichen Hintergrund. Andernorts gibt es Islam-Unterricht oder russisch-orthodoxen Unterricht. „Ohne Angst verschieden sein dürfen ist das Ziel“, beendete Gabler ihren Beitrag mit Adorno.  „Erst wenn Kinder merken, dass es nicht überall so ist wie bei uns, dass in anderen Religionen andere Rechtssetzungen existieren, fangen sie an zu überlegen, was denn wirklich richtig ist“, hatte die Ministerin vorgelegt. Schulen und Stundenpläne stehen jedoch unter einem hohen Druck: Besuche von außerschulischen Lernorten, wie zum Beispiel Ausflüge zum Bibelmuseum, fallen häufig flach. „Religionsunterricht wird von vielen nicht zu den wichtigen Kernfächern gezählt, Probleme wie G8 und das Inklusionsthema überwiegen den Alltag“, klagten einige.

Dr. Susanne Marten-Cleef, Leiterin eines Gymnasiums in Neukirchen-Vluyn zählte Dinge auf, die durch Fachschaft Religion begleitet werden: Schulgottesdienste, ein einwöchiges soziales Praktikum, Tage religiöser Orientierung, Besuche von Moschee und Synagoge. „Mittels dieser Angebote können Schüler ihren Standort im Leben reflektieren, Religionsunterricht ist mehr als das Salz in der Suppe“, erklärte die Schulleiterin des Julius-Stursberg Gymnasiums weiter. Ganz zu schweigen von der Rolle, die Religionslehrer/-innen und Schulseelsorger/-innen in Krisen und Notsituationen spielen können: „Der Verlust eines Familienangehörigen und ob man Gott dafür hassen kann, darüber wollte die Klasse reden “, berichtete eine Zuhörerin.

„Als Sehhilfe zur Wirklichkeit“ umschrieb Oberkirchenrat Eckhard Langner den konfessionellen Religionsunterricht in der Schule. „Religiöse Bildung ist nicht allein kompetenzorientiert, sie mache ein Identitätsangebot“, so der stellvertretende Leiter der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt. Was also tun in Zeiten, wo die kirchliche Basis schmaler wird, das Land NRW im Haushaltssicherungskonzept befindlich ist? Dem ökumenischen Unterricht erteilte Dr. Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik im bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster eine klare Absage: „Es gibt keine ökumenische Kirche. Wenn das passiert, können wir den Laden dicht machen.“ Jede konfessionelle Kooperation müsse auf ihren Mehrwert überprüft werden und zudem die katholische Kirche in ihren Bistümern erst zu eigenen Entscheidungen kommen. Einige Modellprojekte konfessioneller Zusammenarbeit machen jedoch Hoffnung.

Einig waren sich die Podiumsteilnehmenden darüber, dass Religionsunterricht ein Angebot sein soll, das Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Religionen und auch deren Entwicklungen und Fehlentwicklungen thematisiert. Offenheit und Toleranz gegenüber anderen statt Angst und Hass sind wohl das Wichtigste derzeit, was Schülerinnen und Schüler aller Religionen lernen sollten. „Der Empfang hat dazu beitragen, dass die vielen anwesenden Religionslehrerinnen und -lehrer in ihrer Arbeit gestärkt und ermutigt wurden“, freute sich Pfarrer Jan Christofzik, einer der drei  Schulreferenten nachher.

„Mittendrin“, so nennen sich fünf Männer unter der Leitung von Lutz Peller, die mit a-capella Liedern gekonnt dem Neujahrsempfang einen musikalischen Rahmen gaben.

Stefan Schmelting (Öffentlichkeitsreferent des Kirchenkreises Kleve)