Sascha Herrmann bleibt Militärseelsorger

Herrmann äußert sich über die Umstände, warum seine geplante Verabschiedung rückgängig gemacht wurde

Pfarrer Sascha Herrmann

Überraschende Kehrtwende: Pfarrer Sascha Herrmann sollte ursprünglich nach Beendigung seiner Dienstzeit in der kommenden Woche am 28.10. als Militärseelsorger verabschiedet werden. Nun aber kam alles anders. Er kann noch weitere Jahre bleiben. Wie es dazu kam und welche Aufgaben nun anstehen - das fragte ihn Albrecht Holthuis.

Was machen Sie am 28. Oktober (dem ursprünglich angesetzten Tag des  Abschiedsempfangs)?
 An diesem Tag werden mein Pfarrhelfer und ich auf der Dienststelle präsent sein, um die Menschen zu empfangen, die eventuell von der Absage der Verabschiedung nichts erfahren haben oder die wir nicht erreichen konnten.  Mit ihnen werden wir dann  gemeinsam im Casino frühstücken und die Zeit für Gespräche nutzen.      

Wie kam es zu dieser überraschenden Kehrtwende?
Daran haben viele Menschen Anteil:  Die Soldatinnen und Soldaten, die sich per Petition für meinen Verbleib eingesetzt haben, mein Leitender Dekan vom Ev. Militärdekanat  Köln, Klaus Grunwald, der Leitende Dekan vom Referat I des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr Berlin, John Carsten Krumm, und nicht zuletzt unser  neuer Militärbischof Dr. Sigurd Rink. Sehr dankbar bin ich auch unserer Landeskirche, die mich weiterhin für diesen Dienst freistellt.

Was reizt Sie daran, noch weitere Jahre als Militärpfarrer in unserer Region tätig zu bleiben?
Seit Oktober 1991 leben und arbeiten meine Frau und ich im Kirchenkreis Wesel. Für  mich als gebürtigen Rheinländer ist der Niederrhein zur Heimat geworden. Dadurch  bin ich auch gut vernetzt, was sich positiv auf die Arbeit an den Standorten Wesel,    Kalkar/Uedem und Hilden auswirkt.

Was beschäftigt Sie derzeit am meisten im Blick auf die Arbeit eines  Militärseelsorgers?
Auf der einen Seite wurde die Anzahl der Soldaten in den vergangenen Jahren drastisch  reduziert, auf der anderen Seite steigen die Anforderungen im Hinblick auf die  Auslandseinsätze stetig an, von den aktuellen Krisenregionen in der Welt ganz zu        schweigen.  Die „Stehzeit“ zwischen den Einsätzen wird geringer, die Belastung für die Soldatinnen und Soldaten und deren Familien nehmen zu. Dies ist eine besondere Herausforderung für die seelsorgerliche Arbeit vor Ort.       

Welche Aufgaben stehen in naher Zukunft für Sie an?

Neben den seelsorgerlichen Gesprächen, dem Lebenskundlichen Unterricht (ähnlich dem Ethikunterricht), Gottesdiensten und Amtshandlungen, spielen die Soldatenrüstzeiten (in der Woche) und die Familienrüstzeiten (an Wochenenden) eine große Rolle. Sie sind  Indikator für die benötigten Auszeiten der Soldatinnen und Soldaten und deren Familien.

Wie erleben Sie den derzeitigen Zustand der Bundeswehr vor Ort?
Der Standort Kalkar/Uedem wird in den nächsten Jahren durch weiteres Personal „hochgefahren“, was einige neue Baustellen am Standort zur Folge hat.  Die Zusammenarbeit und der Austausch in beiden Psychosozialen Netzwerken (Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Sozialberater,  ev. und kath. Militärpfarrer) harmonieren  sehr gut miteinander.