In stürmischen Zeiten glauben

Superintendent Thomas Brödenfeld sieht den christlichen Glauben als Halt in der gegenwärtigen Weltlage

In seinem ausführlichen Bericht skizzierte Superintendent Thomas Brödenfeld auf der Kreissynode des Kirchenkreises Wesel im Lutherhaus am Freitag, 14. November, den christlichen Glauben als Ausweg aus menschlichen Ängsten in einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen gerate. Er verwies dabei auf die vor 80 Jahren entstandene Theologische Erklärung von Barmen, die beispielhaft dafür stehe, wie man gegenwärtigen Herausforderungen gegenüber bestehen könne.

Superintendent Brödenfeld ging in seinem Bericht zunächst auf die politische Herausforderungen dieser Tage ein: den Ukraine-Konflikt "vor der Haustür"  und die kriegerischen Auseinandersetzung in Syrien und im Irak mit den damit verbundenen "unfassbaren Gräueltaten": Brödenfeld wörtlich:

"Der längst überwunden geglaubte Kalte Krieg erlebt eine Auferstehung. Im blutigen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine werden wir seit Monaten Zeugen, wie sich das Recht des Stärkeren wieder Geltung verschafft. Internationales Recht wird außer Kraft gesetzt, Diplomatie kapituliert vor Panzern. Erprobte Konfliktlösungsstrategien haben keine Chance gegen die gewollte Eskalation der Gewalt. Militärische Muskelspiele tragen die Angst vor einem Krieg wieder in das Herz von Europa. Und wer spricht bei uns noch von den 298 ermordeten Passagieren des Fluges MH17, die am 17. Juli von, so legen es neueste Berichte nahe, prorussischen Separatisten über der Ostukraine abgeschossen wurden? ..."

"Welche Ängste müssen die Menschen in Syrien und im Irak erleiden, die keine Chance haben, sich vor den herannahenden barbarischen Mordkommandos des IS in Sicherheit zu bringen? Die mit ihren Familien und Kindern einfach nur in Mossul, Aleppo und Kobane leben, so wie wir in Brünen, Isselburg und Wesel unser Zuhause haben. Das systematische Abschlachten von Christen, Yeziden, Kurden und Muslimen durch den IS sprengt jedes menschliche Vorstellungsvermögen."

Brödenfeld setzte diese Situation in Bezug auf die Geschichte von den Jüngern, die sich von Jesus im Sturm plötzlich allein und verlassen fühlten. Jesus aber appellierte an sie, keine Furcht zu haben, sondern ihm zu vertrauen.

"In den verstörenden Bildern und Exzessen unserer Welt brauchen wir die klare Ermutigung durch Jesus Christus. Er allein kann unseren verängstigten Herzen die Vergewisserung schenken, die wir nötig haben, um wie Petrus das Boot zu verlassen und durch den Sturm loszugehen."

Brödenfeld rief die Gemeinden in diesem Zusammenhang auf, sich  für die Flüchtlinge einzusetzen, für diejenigen, die in Nachbarländern Zuflucht gefunden hätten und diejenigen,die  in Deutschland inzwischen angekommen seien und adäquat versorgt werden müssten. Im weiteren ging Brödenfeld auf die konkrete Situation in den Gemeinden ein und sah in den Gemeindeberichten  positive Hoffnungszeichen.

"Neue Gottesdienstformen werden ausprobiert und locken neue Menschen in Kirchen und Gemeindehäuser. Kirchenmusikalische Angebote strahlen weit über die Grenzen der Kerngemeinde hinaus.Kinder- und Jugendarbeit bleibt auch in finanziell schwierigen Zeiten in vielen Gemeinden ein  fester Bestandteil der eigenen Arbeit."

In diesem Zusammenhang lobte er auch die Fortschritte, die es in der Region Mitte, bei der Bildung der neuen "Evangelischen Kirchengemeinde an der Issel" gegeben habe. Man sei zwar nicht mehr ganz im ursprünglichen Zeitplan, aber umwo motivierter die noch anstehende Dinge bis zum Sommer 2015 zu klären.

Brödenfeld  thematisierte auch die Veränderungen im Pfarrberuf. Die Initiative des landeskirchlichen Papiers "Mehr Zeit fürs Wesentliche", die auch Zeitvereinbarungsmodelle im Pfarrberuf vorsieht, begrüßte er. Die "Kernaufgaben pastoraler Arbeit – Verkündigung, Seelsorge und Diakonie – " (müssten) wieder stärker in den Blick von Pfarrerinnen und Pfarrern und Gemeinden kommen."

Dagegen äußerte es sich skeptisch über die Kosten-Nutzen-Bilanz des neu eingeführten "Neuen Kirchlichen Finanzwesens" (NKF). Das Ziel der Einführung des NKF sei "die verbesserte Steuerung durch Vereinbarung von Zielen und Überprüfung des Erreichten, die realistische Darstellung der Vermögensentwicklung einer Gemeinde, eines Kirchenkreises, der Landeskirche und anderer kirchlicher Körperschaften sowie die Darstellung des Ressourcenverbrauchs." Demgegenüber ständen die horrenden Kosten:

"Zu den bekannten 20-22 Millionen Euro der Landeskirche kommt ein ähnlicher Wert auf der Seite der Kirchenkreise und Gemeinden dazu. Rechnet man dann noch das durch den BBZ-Skandal verlorene Kapital von 20 Millionen Euro hinzu, kommen wir spielend auf den Wert, den die Landeskirche für ihren Jahreshaushalt einsetzt – gute 60 Millionen Euro".

Weitere Themenfelder seines Berichts waren die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk und die Notfallseelsorge. Als Aufgaben des Kirchenkreis nannte er: die jährliche Präses-Kirchmeister-Konferenz, die  Planung für das Lutherhaus und die Vorbereitung des Reformationsjubiläums.

Beim letzteren legte er den Akzent darauf, das Reformationsjubläum nicht zu einem "Christusjahr" , "Lutherjahr" oder "Reformationsgedenken" zu machen. Brödenfeld plädierte dafür, hier das evangelische Profil deutlich zu machen.

Weitere Einzelheiten und Themen können dem kompletten Bericht (als pdf-Datei) entnommen werden.