Gedenkstättenfahrt nach Oświęcim

16 junge Menschen aus dem Kirchenkreis Wesel haben sich auf den Weg nach Oświęcim gemacht. Keine Stippvisite in das ehemalige Konzentrationslager, sondern eine mehrtägige Gedenkstättenfahrt. Die erste intensive und sicherlich nicht unanstrengende Erfahrung war die Anreise, die mit dem Zug organisiert wurde. Mehr als 22 Stunden brauchte die Gruppe für die gut 1000 Kilometer. Dass die jüdische Bevölkerung seinerzeit oft mehrere Tage, eingepfercht in Fracht- und Viehwaggons, unterwegs war, blieb für uns trotz allem unvorstellbar. Zwei Tage nahmen wir uns Zeit, um das Stammlager in Auschwitz und das Vernichtungslager in Birkenau zu besichtigen. Eine Fachfrau aus der Gedenkstätte begleitete uns währenddessen. Sie gab nicht nur viele Informationen, sondern machte auf Schicksale aufmerksam und führte uns abseits der gängigen Pfade durch die Gedenkstätte.

An den Abenden hatten die Teilnehmer*innen Zeit, aber auch großen Bedarf, über ihre Eindrücke und Emotionen zu sprechen. Das Zentrum für Dialog und Gebet, in dem wir auch übernachteten, war ein angemessener Ort für die Verarbeitung des Erlebten. Ein absoluter Höhepunkt war das Kennenlernen von Ignaz Kuroskocki. Der neunzigjährige Zeitzeuge und Überlebende der Schoah berichtete uns eindrücklich, intensiv und eindringlich aus seiner Zeit im Ghetto Litzmannstadt in Lodz, dem Hungertot seiner Mutter, der Zeit in verschiedenen Konzentrationslagern, vom Todesmarsch und seiner eigenen Flucht. Anschließend stand er für Fragen zur Verfügung. Sein Fazit war eindeutig: „Fremdenhass führt immer zu Krieg oder Genozid ... - bitte sprecht mit euren Eltern, euren Großeltern, euren Freunden, berichtet über diese Reise, damit so etwas nicht wieder geschieht." Insgesamt haben wir über vier Stunden zugehört, gefragt und mit ihm reden können. Das Bewusstsein, dass wir diejenigen sind, die zu den Letzten gehören, welche einen Zeitzeugen interviewen, hat er uns mit auf den Weg gegeben.

 

Nach drei eindrücklichen und intensiven Tagen ging die Reise weiter nach Krakau. Hier haben wir uns auf die Spuren der jüdischen Geschichte begeben. Eine Stadtführung durch Krakau mit dem Fokus auf das jüdische Viertel Kazimierz war Teil des Programms. Abends waren wir in einem jüdischen Restaurant, probierten koscheres Essen und lauschten der Klezmer Musik. Ein wenig Entspannung und Ablenkung, bevor es über Warschau zurück nach Wesel ging. Es war eine gute Reise, eine wichtige Gedenkstättenfahrt, die allen in Erinnerung bleiben wird.