Evangelische Weltbürger oder "Weite wirkt"

Auf der Kreissynode war das anstehende Reformationsjubiläum Anlass für einen Blick auf die globalen Aspekte des Protestantismus

Pfarrerin Martje Mechels

Häufig erscheinen im Gegensatz zu den Katholiken die Evangelischen eher nicht als Mitglieder einer Weltkirche, sondern eher als lokale  oder höchstens nationale Denomination im Kontext der Christenheit. Deshalb ist das ausgerufene neue Themenjahr 2016 unter dem Motto "Reformation und die Eine Welt" ein wichtiger Hinweis auf den globalen Kontext, in dem die Protestanten auch 500 Jahre nach Beginn der Reformation stehen. Die globale Weite wirkt  sich bzw. muss sich  auf das Gemeindeleben vor Ort auswirken. Martje Mechels, Pfarrerin vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene aus Moers, machte deutlich, dass die Reformation auch in diesem Sinn von großer bleibenden Bedeutung ist. Luthers Impuls von 1517 ( "So kann es nicht weitergehen mit der Kirche, mit der Welt!") sei auch heute nach wie vor Ansporn als evangelische Christen profiliert vom Evangelium her zu reden und zu handeln auf dem großen Feld, dass im konziliaren Prozess mit den Stichworten "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" grob umrissen ist. Mechels ermunterte in ihrem Impulsreferat auf der Synode die Gemeinden, im kommenden Jahr, mit viel Phantasie die Christen vor Ort anzusprechen z.B. für die Teilnahme an "Pilgerwegen der Gerechtigkeit", für Konfirmandentage zum fairen Handel, für Initiativen, die Flüchtlingen helfen.

Pfarrerin Sarah Brödenfeld

Sarah Brödenfeld, Pfarrerin aus Wesel und Synodalbeauftragte für die Partnerschaft Otjiwarongo (Kirchenkreis in der Ev.-luth Kirche in Namibia), berichtete aus der Praxis einer ökumenischen Partnerschaft, die ebenfalls die globale Weite der Reformation Luthers deutlich macht, zumal selbst im Süden Afrikas Kirchen aus derselben evangelischen Tradition heraus entstanden sind. Heutzutage sei man mit den Gemeinden in Namibia partnerschaftlich sehr eng verbunden im Bewusstsein, dass man jeweils in sehr unterschiedliche Nationen und Gesellschaften zu Hause sei. Der Partnerschaftsbesuch mit einer größeren Gruppe im Sommer habe den Zusammenhalt deutlich intensiviert. Man wolle "auf Augenhöhe" Partner sein, sehe aber  gleichwohl  noch manche Schwierigkeit, dieses Ziel zu erreichen. Europäisch-westliches Denken und Leben  sei doch nach wie vor sehr weit weg  von der Realität afrikanischer Lutheraner in Namibia. So sei die Einrichtung des neuen Solidaritätsfonds für afrikanische Gemeinden mit guten Absichten erfolgt, führe aber in der Praxis dazu, dass sehr arme Gemeinden nur über begründete Anträge hin Hilfe erhalten können, was zu mehr Bürokratie führe.