Studienreise 2019 vom 30.04.19-18.0519

-Die etwas andere Art Namibia kennenzulernen-

 

Am 26.04.19 ging es für mich und Konny von Schmettau endlich wieder Richtung Namibia. Der Plan war, ein paar Tage vor der Gruppe anzukommen, um letzte Vorbereitungen zu treffen und ein paar private Dinge vorab zu klären.

Gesagt, getan... Flug mit Air Namibia klappte prima, und so konnten die ersten Tage gleich entspannt starten. Konny fuhr nach Swakopmund, wo sie lebt, ich hatte mich für das erste Mal „alleine“ Autofahren entschieden und wollte nach Okambara, einer Farm ca. 200 km außerhalb von Windhoek.

Nach einem leckeren Frühstück bei einem lieben Freund in „Klein-Hamburg“ ging es dann endlich auf Pad .

Okambara ist eine wunderschön gelegene Lodge mit großem Tierbestand. Frau wohnte in einem kleinen Häuschen, ruhig, aber nicht zu abgelegen. Gamedrives, Fütterungen der Tiere, die dort gepflegt werden, Wanderungen, relaxen, nette Gespräche … die Zeit verflog wie im Flug und am 30.04.19 ging es zurück nach Windhoek. Diesmal aber nicht alleine, sondern mit einem netten Pärchen aus Wien, die in Windhoek eine internationale Konferenz zum Schutz der Arten besuchten.

Schon hier auf der Farm zeichnete sich ein großes Problem ab. Die Dürre macht sich überall bemerkbar. Es gibt einfach kein Futter. Nicht, weil es gar nicht geregnet hat, sondern weil die Regenzeit sich verschoben hat. In der Zeit, in der es anfängt zu regnen und die Farmer anfangen zu säen, kam nichts. Das gesamte Saatgut wurde verweht oder ist vertrocknet. Da nutzen auch die späteren Regenfälle nichts mehr. Normalerweise füttern die Farmer bei ihren Wildtieren ab September/ Oktober zu, aber in diesem Jahr muss es bereits ab Mai zugefüttert werden. Die Farmer haben keine Idee, wie diese Belastung über das Jahr über gestemmt werden soll.

Wer mal schauen mag: https://okambara.de/

 

Am 30.04.19 ging es zurück nach Windhuk. Eine Nacht im Chameleon Backpacker, wo ich Konny wiedertraf, die den Reisebus aus Swakopmund mitgebracht hatte. Die Unterkunft ist einfach, aber nett, für eine Nacht absolut ausreichend. Um 5.15 Uhr ging es am 1.Mai los zum Flughafen, der 45 km außerhalb der Stadt liegt. Im Dunkeln durch Windhoek hat schon seinen eigenen Charme. Pünktlich landete der Flieger und alle Gäste kamen wohlbehalten an. Gemeinsam fuhren wir zurück in die Hauptstadt und buchten uns ins Windhoek´s Garden Boutique Hotel ein (https://www.windhoekgardens.com/) . Ein bisschen früh waren wir, aber das war kein Problem. Wir wurden herzlich empfangen und ein gutes Frühstück verkürzte die Zeit, bis alle Zimmer fertig waren.

 

Während die Gäste sich ausruhten und erstmal richtig in Namibia ankamen, wurde ich von Johannes, Jeremias und Ernst von den Bridge Walkers abgeholt und zum „Distrikt 52“ in Katutura gefahren. Bereits letztes Jahr war ich an diesem Ort, einem illegalen Settlement in Katutura.

 

Die Menschen dort leben ohne Strom und fließendes Wasser, viele von ihnen schon seit Jahren. Sie sind dorthin gegangen in der Hoffnung, Arbeit zu finden, doch die Innenstadt ist weit weg. Johannes kümmert sich um die Menschen vor Ort, damit Wasserspender, Toiletten und vielleicht auch eine Suppenküche eingerichtet werden können. Ein schwieriges Unterfangen, denn eigentlich dürfen die Menschen gar nicht dort wohnen. Ich hatte ein paar Pakete mit Wintergarderobe geschickt und mit Hilfe einer Freundin im Rahmen eines Projektes Geld gesammelt. All dies wurde an diesem Morgen übergeben. Die Menschen vor Ort erzählten mir ihre Geschichten, und tief berührt und demütig verließ ich diesen Platz wieder.

 

               

 

 

Zurück im Hotel, unternahmen wir eine Stadtrundfahrt und ließen den Abend bei einem super leckeren Braai ausklingen. Am nächsten Tag sollte es nach Omaruru gehen. Wir legten einen kurzen Stopp in Okahandja ein und dort passierte etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Mit Hilfe eines neuen Tricks (Universal-Remote) wurde die Tür unseres Busses geöffnet und das Portemonnaie von Konny entwendet. Papiere, Geld, Dokumente - alles weg. Der Schock saß erstmal tief. Die Polizei und die Ranger waren sofort vor Ort, viele Menschen halfen bei der Suche, aber leider vergebens. Einig waren sich alle: Es ist schlimm, aber das kann überall auf der Welt passieren. Wir müssen einfach wachsam sein und die Hauptsache ist, dass uns nichts passiert ist.

Mit ca. 3 Stunden Verspätung und etwas stiller setzen wir unsere Reise fort. Unser Tagesplan wurde entsprechend umgestellt: Wir fuhren unterwegs zu einer Wein-und Schnapsprobe nach Omaruru                        (http://www.kristallkellerei.com/de/exklusive-boutique-winery/) und danach in die Lodge Roidina Safari Lodge https://www.roidinanaturefarm.com/.

Die Lodge ist wunderschön, und spätestens beim Anblick der Tiere an den Futterstellen waren die Aufregungen des Vormittages vergessen.

Am nächsten Morgen hatten wir eine Verabredung mit Sonja, der Leiterin des Kinderheimes Children´s Haven http://omaruruchildrenshaven.org/. In diesem Kinderheim leben rund 30 Kinder. Ziel von Sonja ist es, kleine Familieneinheiten nach dem Vorbild der SOS Kinderdörfer aufzubauen. Das Kinderheim machte einen sehr guten Eindruck. Es gab einen Lehrgarten, Computerraum, Werkraum und einen kleinen, gepflegten Spielplatz auf dem Gelände. Wir waren sehr beeindruckt von der Arbeit vor Ort .

 

 

 

 

 

Zum Essen trafen wir uns dann noch mit Lydia und Ernst, zwei Lehrern aus Omaruru.

Der Tag wurde durch einen wunderschönen Gamedrive durch das ausgetrocknete Flussbett abgerundet.

 

Am nächsten Morgen sollte es weiter gehen nach Kalkfeld. Ich war schon sehr gespannt und freute mich darauf, Sister Salfine wiederzusehen. Tatsächlich fand ich auch problemlos ihr kleines Häuschen, wo sich in den letzten Jahren nichts verändert hatte. Wie immer begrüßte sie uns sehr herzlich und lud uns ein, in ihrem bescheidenen Wohnzimmer Platz zu nehmen. Diesmal war auch Gendery, ihre Tochter, nun schon 16 Jahre alt, vor Ort. Sie hilft ihrer Mama seit ihrer Kindheit bei dem Betrieb der Suppenküche. Leider erfuhren wir, dass eine junge Frau, die ihr regelmäßig geholfen hatte und die wir letztes Jahr mit Pastor John besucht hatten, zwischenzeitlich verstorben war. Sie hinterlässt drei kleine Kinder, welche ebenfalls HIV positiv sind, wie fast alle Menschen in Kalkfeld. Die Situation in Kalkfeld ist weiterhin sehr bedrückend. Keine Arbeit, zuviel Prostitution, keine ärztliche Versorgung, viele Waisenkinder... die Liste scheint unendlich.

Aber es gab zwei Momente, da strahlte Salfine, und ihre Augen füllten sich mit Freudentränen:

Zum einen, als sie von ihrer neuen Suppenküche erzählte, welche durch eine großzügige Spende mit Hilfe von Naomi Kisting gebaut wurde, und zum anderen, als ich ihr Wintergarderobe und ein neues Handy überreichen durfte.

 

 

Ein herzliches Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender! Es war sofort klar, dass alle Wintersachen von ihr verteilt werden, aber das Handy rührte sie sehr, da sie nun in der Lage war, auch über ihre Situation zu berichten und Fotos zu machen, was ihr enorm helfen wird.

 

Von Kalkfeld aus ging es Richtung Otjiwarongo. Wir waren im Out of Africa untergebracht und der Rest des Tages sollte gemütlich ausklingen.

Der nächste Morgen stand ganz im Zeichen der Sion Gemeinde, wo wie einen wunderschönen, lebendigen Gottesdienst miterleben durften. Wir wurden der Gemeinde vorgestellt und die Arbeit des Girls Club wurde nochmals hervorgehoben. In diesem Zusammenhang durfte ich Pastor John und der Finanzbeauftragten des Girls-Clubs Spenden für das Projekt des Girls-Clubs übergeben.

 

       

 

Ein lieber Freund von mir und ich hatten, als wir das erste Mal die Bilder von der Dumpingsite gesehen hatten, kurzfristig private Spenden gesammelt, damit die Menschen vor Ort mit Decken für den Winter versorgt werden können. Besonders glücklich waren wir, dass es noch für den Kauf von mehreren Schuluniformen und Schuhen reichte, so dass einige der Kinder, die auf der Müllhalde leben müssen, nun wieder zur Schule gehen können. Als wir am 23.05.2019 die Fotos von der Übergabe bekam, berührten diese uns sehr und ließen uns sprachlos zurück.

 

                  

 

Nach dem Gottesdienst ging es noch ins Hostel. Dort hat Adelheid tolle Renovierungsarbeiten durchführen lassen. Sie hatte eine Windhoeker Firma überzeugt und die haben dann kostenlos (!!) alle Badezimmer komplett renoviert. Ebenso sind die Krankenzimmer jetzt fertig, das Büro von Adelheid konnte neu eingerichtet werden und alle Decken wurden erneuert, so dass keine Einsturzgefahr mehr besteht. Eine wirklich tolle und beeindruckende Leistung.

 

 

 

 

Benigna Guidao-oas und Pastor John sowie das Leitungsteam des GirlsClub nahmen sich dann noch Zeit, um uns über die Arbeit des Girls-Clubs zu informieren. Wir hatten auch die Möglichkeit, mit einigen Mitgliederinnen des Girls-Clubs zu sprechen. Besonders Cathy beeindruckte uns sehr. Sehr emotional und tief bewegt erzählte sie, dass sie auf der Dumpinsite Schulkameraden getroffen habe und sie diese Begegnung nicht mehr los lies. Sie ließ nicht locker, bis Mitschüler, Lehrer und der Schuldirektor ihr zuhörten, da sie diese Situation nicht ertragen konnte und etwas dagegen tun will, dass Menschen unter diesen Umständen leben müssen.

Und wieder verließen wir sprachlos den Raum und hatten viel von einer 16-Jährigen gelernt.

 

Es fiel uns immer schwerer, die vielschichtigen Eindrücke und Begegnungen zu verarbeiten und sacken zu lassen.

Und so war es gut, dass wir am nächsten Tag einfach nur die Schönheit Namibias erleben konnten.

Wir besuchten die Fingerklippe und genossen die unglaublich Aussicht. Zwei Nächte lang wohnten wir in der Damara Mopane Lodge. Das Besondere an dieser Lodge sind u.a. die kleinen Gäste-Häuschen mit eigenem Vorgarten und ein hoch gelegenes Sundowner Deck am Berg.

 

 

 

 

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Fransfontein, um Franziska im Hostel zu besuchen. Es waren immer noch Schulferien, so dass keine Kinder da waren, aber wir trafen Solly, eine junge Frau, die im Juli mit nach Deutschland reisen wird.

Franziska hatte nach der Renovierung des Hostels das „Luxusproblem“, dass viele Kinder nun für das Hostel angemeldet wurden. Es fehlte also an Matratzen, Tischen, Bänken, Tellern, Bechern etc.

Viele Dinge konnten in der Zwischenzeit - auch mit der Hilfe von Isselburg - angeschafft werden. Lediglich die Küche muss noch renoviert werden, doch Franziska gibt nicht auf, bis auch dies geschafft ist.

 

Diese Power und Energie und Willenskraft konnten wir auch bei unserem Besuch in Kamanjab wiederfinden.

Anastasia hat aus eigener Initiative und auch teilweise aus eigenen Mitteln das Hostel umbauen lassen. Es wurden neue Mauern gezogen, und so liegen die Toiletten und Duschen nun innen. Neue Toiletten und Duschen wurden gebaut und es entstanden je ein Trakt für Mädchen und Jungen. Diese an sich einfache Lösung erhöht zum einen die Sicherheit der Kinder enorm und zum anderen konnten endlich die Notdurfteimer aus den Schlafräumen verbannt werden. Jedes Kind im Kirchehostel von Kamanjab hat jetzt ein eigenes Bett und eine eigene Matratze! Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus.

In allen Hostels wurden wir sehr herzlich begrüßt und wir dürfen die allerherzlichsten Grüße ausrichten. Der Einsatz der Hostelleiterinnen ist einmalig, berücksichtigt man die Tatsache, dass die Gehälter für die Leiterinnen und die Angestellten unregelmäßig bis gar nicht fließen.

 

   

 

Nach unserem Besuch in Kamanjab endete der partnerschaftliche Teil dieser Reise. Wir wollten Namibia nun auch touristisch erkunden und hatten in Konny von Schmettau einen sehr versierten Tourguide

(http://www.namibia-aktiv.com/)

Es gab kaum eine Frage, die unbeantwortet blieb: Konny kennt sich in Botanik, Tierwelt und Geschichte des Landes hervorragend aus.

Wir gingen auf Fotopirsch zu den Wüstenelefanten in Palmwag, genossen die Weite des Grootberg Passes, besuchten ein Himbadorf, hatten tolle und unvergessliche Begegnungen in der Etosha und setzen uns intensiv mit der Vergangenheit am Waterberg auseinander.

 

 

 

 

 

Es war eine Reise der etwas anderen Art, aber alle waren sich einig, dass sie nun einen vielschichtigen und ehrlichen Einblick in das Leben in Namibia bekommen haben.

Ein besonderer Dank gilt Konny von Schmettau für die Organisation, die vielen Wege neben den ausgetretenen Touristenpfaden und in allen Lebenslagen eines „Plan-machens“.

 

Anja Neuhaus