Go east- eine Friedensfahrt

Zwischen Ratlosigkeit, Unglauben und einem Funken Funken Hoffnung

Ein kurzer BEricht unserer Friedens- und GEdenkstättenfahrt

Wir sind auf dem Rückweg, acht Tage waren wir unterwegs in Polen. Eine Gedenkstätten- und Friedensfahrt mit jungen Menschen vom Niederrhein. 3400 Kilometer und intensive, wundersame, beklemmende aber auch anstrengende Tage liegen hinter uns. Die Stadt Danzig hat uns mit ihrer Schönheit und Atmosphäre gefangen genommen. Doch der Grund für unsere Fahrt war ein anderer. Friedensbildung und Erinnerungsarbeit sind aktuell wichtiger denn je. Unser Roadtrip mit 23 jungen Menschen begann in Stettin, mit einem kurzen Stopp in Kolberg. In Danzig besuchten wir das Museum des Zweiten Weltkriegs und setzten uns mit der Entwicklung dieses grausamen Krieges auseinander.

 

Die Parallelen zu unserer aktuellen weltweiten Situation haben wir alle gespürt. Das Offensichtliche hat uns frösteln lassen. Eigentlich hätten wir viel mehr Zeit benötigt, denn das Museum allein ist einen Besuch wert. Doch Friedensbildung in Danzig geht nicht ohne einen Besuch der Westerplatte und des Zentrums der Solidarität.

Es war gut, hier gewesen zu sein, denn zu sehen, was die Gewerkschaft Solidarność für ganz Europa ins Rollen gebracht hat, machte ein wenig Hoffnung. Es ging noch weiter in den Osten. Die Gedenkstätte in Stutthof war für die meisten Jugendlichen der erste Besuch in einem ehemaligen Konzentrationslager.

 

Hier sind 65.000 Menschen ermordet worden. Es regnet, es ist kalt, und die Worte des pensionierten Lehrers, der uns durch die Baracken führt, drückten auf die Stimmung. Wir sind leise. Es ist kalt. Aber der Tag ist noch nicht zu Ende. Abseits der Autobahn fuhren wir auf holprigen Straßen nach Frauenburg. Die Stadt an der Grenze zur russischen Enklave hat ebenfalls eine Geschichte, die eng mit Krieg und Vertreibung verbunden ist. Hier nehmen wir uns Zeit für ein Friedenszeichen. Wir falten Friedenstauben, versuchen es zumindest. Wir möchten ein Zeichen setzen, auch wenn es nur symbolisch ist.

 

Ein Friedenszeichen an diesem Ort, wo Geschichte und Gegenwart eng zusammenliegen. Auf dem Kopernikus-Turm blicken wir auf das frische Haff, die Ostsee, mit dem Wissen, dass hier so viele deutsche Menschen auf der Flucht in der letzten Kriegsphase geflüchtet und ertrunken sind. Wir blicken auf die Nehrung und wissen, dass wir direkt auf das russische Staatsgebiet schauen, ein Land, von dem gerade ein grausamer Angriffskrieg ausgeht. Es ist Zeit, wir lassen unsere Origamitauben fliegen. Die Sonne kommt durch…durch…Über der Ostsee ein Regenbogen...wir sehen ihn alle gemeinsam. Ein magischer Moment, nur ganz kurz.

 

Unsere Reise geht weiter zur Wolfsschanze, dem Ort den sich einer der größten Verbrecher als Hauptquartier ausgesucht hat. Wir laufen durch den Wald an Bunkern vorbei zu dem Ort, an dem das missglückte Attentat auf Adolf Hitler stattfand. Der Irrsinn des Nationalsozialismus wird hier so deutlich. In Ketzryn ganz in der Nähe, der Partnerstadt von Wesel können wir essen, gut übernachten und vor allen Dingen miteinander in Gespräch kommen. Es gibt noch so viele offene Fragen, soviel Unverständnis.

Unsere Fahrt wird bei jedem jungen Menschen und bei uns Pädagog*innen nachwirken. Wir sind auf dem Heimweg nach Wesel. Die Nachrichten überschlagen sich. Wir hören im Radio von massiven Angriffen und dass in Israel der Kriegszustand ausgerufen wurde. Ein vorsichtiges Fazit der Fahrt: Friedensbildung war nie wichtiger…