Kreissynode Wesel inmitten neuer Reformdiskussion und vor großen Herausforderungen

Mitgliederorientierung ein zentrales Ziel

Seit einiger Zeit schwappt – durch die Kirchenleitung in Düsseldorf angestoßen - eine erneute Reformdiskussion durch die Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR). Auch auf der diesjährige Synode des Kirchenkreises Wesel, die am Wochenende mit über 60 Delegierten erstmals wieder präsentisch im Weseler Lutherhaus stattfand, war sie eines der prägenden Themen im Bericht des Superintendenten Thomas Brödenfeld.

In dem Positionspapier (EKIR 2030) geht es darum, wie und auf welche Weise die Evangelische Kirche im Rheinland wieder zukunftsfähig gestaltet werden kann. Man möchte, wie es der Superintendent zusammenfasste, das „rheinisch evangelische“ Profil in Richtung Kontakt zu allen Mitgliedern, Stärkung der Zusammenarbeit, Nutzung der Digitalisierung und Zugehen auf junge Menschen ausbauen. Schon jetzt arbeite man an „Erprobungsräumen“. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph aus Düsseldorf stellte ebenfalls als Gast der Landeskirche die Mitgliederorientierung als zentrale Aufgabe in den Vordergrund.

 

Dass die Gemeinden derzeit mit vielen Herausforderungen zu tun haben, das zog sich auch durch andere Beratungspunkte.  Corona – so Superintendent Brödenfeld  - habe schwere Entscheidungen wie den Verzicht auf Gottesdienste im Lockdown mit sich gebracht. Das hätte er sich so niemals vorstellen können, meinte Brödenfeld. Im Nachhinein aber sei in der Abwägung zwischen Schutz auf der einen Seite und Besuch präsentischer Gottesdienste auf der anderen Seite doch eine richtige Entscheidung getroffen worden, da sich in gemeindlichen Veranstaltungen wohl offenbar niemand infiziert habe. Sorge bereite ihm die Gruppe der Impfverweigerer, die auch schwer in der Gemeinde zu erreichen sei.

 

Eine weitere Herausforderung liegt in der Reduzierung der Pfarrstellen und des Nachwuchsmangels unter den Theolog*innen. Mittlerweile hat die evangelische Kirche dasselbe Problem wie die katholische Kirche in dieser Frage. Innerhalb der nächsten zehn Jahre müssen 25% der Pfarrstellen im Kirchenkreis abgebaut werden und dennoch ist es fraglich, ob frei werdende Stellen wieder zeitnah besetzt werden können.

 

Ein heiß diskutiertes Thema war auf der Synode die Zukunft der Arbeit der  Notfallseelsorge. Es handelt sich hier um einen Arbeitsbereich, der in der Öffentlichkeit immer wieder gerade auch bei Großschadenslagen (Flut, GermanWings-Flugzeugkatastrophe etc.) positiv gewürdigt wird aber genauso auch im Stillen täglich bei Einsätzen in Begleitung mit den Rettungskräften geschieht. Hier wurde ein Vorschlag nach Neustrukturierung der Stellenkonzeption kontrovers diskutiert. Mehrheitlich sprach die Synode sich dann für die Vorlage aus, eine zentrale Stelle für eine theologisch und seelsorglich qualifizierte Fachkraft einzurichten. Umstritten war vor allem die Frage des Zuschnitts. Die Kritiker äußerten zudem die Sorge, dass die finanzielle Ausstattung nicht ausreiche, um diese wichtige Arbeit zu tun.

 

Neben all den eher aktuellen Themen will sich die Kirche vor Ort auch wieder einem ebenso wichtigen und eher  zeitlosen Thema in Ausstellungen, Gottesdiensten und Aktionen in nächster Zeit verstärkt widmen. Es geht um den „Frieden“. Die Kreissynode will sich einer friedensethischen Kampagne aus der badischen Kirche („Frieden geht anders“)  anschließen. Ein Arbeitskreis der Synode hat hierzu die dementsprechende Vorarbeit geleistet und wird die Diskussion in die Gemeinden vor Ort hineintragen.

Man hat sich ähnlich wie bei den letzten Kampagnen zum Thema „Kakao“ (Fairer Handel) und „Plastik“ (Schöpfung bewahren) einem der zentralen Begriffe des kirchlichen Denkens wieder neu zugewandt.